„DANKE für diese schöne Zeit“
Abfahrt:
Mit einem positiven Gefühl und freudiger Erwartung sind meine Schwester Gabi und ich von Kelkheim zum Chiemsee gestartet. Wir wussten beide nicht, was uns erwartet und waren dennoch neugierig und offen auf die kommende Woche. Es gab für uns aber auch Fragen wie „Was erwartet uns?“, „Können wir unserem Kind gerecht werden?“, „Werden wir uns mit dem Team und den Eltern gut verstehen?“ Beschäftigt haben mich aber auch Gedanken, wie sich das Verhältnis zwischen Nähe und Distanz gestaltet: Beziehung und Vertrauen anzubahnen, aber auch Eltern den Freiraum lassen, sich als Familie zu erleben oder auch Kontakte untereinander zu ermöglichen und im Hintergrund zu agieren.


Ankommen:
Nicht nur die Berge, der Chiemsee, das strahlende Wetter, sondern insbesondere der Irmengard-Hof mit den vielfältigen Möglichkeiten hat das Ankommen erleichtert. Das erste Kennenlernen der anderen Betreuer beim Erledigen von kleineren Aufträgen und das Willkommenstreffen haben meine anfängliche Unsicherheit schnell beiseitegeschoben.
Erleben:
Die routinierten und super strukturierten Abläufe erleichterten mein Zusammensein mit meinem Betreuungs-Kind, den Eltern und dem Team sehr. Die gemeinsamen Kennlernspiele mit den Geschwisterkindern am Sonntag waren für mich sehr hilfreich. Ich konnte beobachten, wie seine Schwester mit ihm umging und wann/wie sie ihn unterstützte. Die morgendlichen Besprechungen „Treffen bei Kaffee um den Küchenblock“ als Start in den Tag habe ich sehr geschätzt. Hat sich am Vormittag das Zusammensein der Betreuer oft verlaufen, so war dies ein Treffpunkt für alle. Wir wurden von euch Teamleiterinnen mit unseren Bedürfnissen und Gedanken ernst genommen. Es wurde uns Raum gegeben, den Vortag zu reflektieren oder sich abzusprechen: Wer möchte mit spazieren gehen? Oder: Wer hat Lust, mit Uno zu spielen? Aber auch das Zusammentreffen bei den Essenszeiten war ein wichtiger Ort für mich zum Austausch und der Kommunikation im Team untereinander und so erlebte ich, wie wir als Team zusammenwuchsen.
Beim Alleinsein mit einem Kind in einem Raum war es manchmal herausfordernd, die eigene Rolle zu finden. Mein Kind war in seiner Motorik und mit seinen Händen mehr eingeschränkt, als ich es nach dem Ich-Buch vermutet hätte. Auch war es für mich schwer einschätzbar, ob seine Körperhaltung (immer wieder den Oberkörper auf dem Tisch liegend) bei ihm „normal“ ist oder dies „Anstrengung“ bedeutet. Leider hat er erst am letzten Tag beim Uno-Spielen gesagt, dass er auch gerne die Karten austeilen möchte. Das würde ich beim nächsten Mal für mich anderes machen. Die Schwierigkeit, Karten aufzunehmen haben dazu geführt, dass ich diese Handlung für ihn übernommen habe, statt ihn zu fragen „Möchtest du es selbst machen oder soll ich dir helfen?“. Die Vormittage mit ihm verliefen sehr gleichmäßig mit wenigen Variationen. Eine Vertrautheit und ein Zusammenwachsen zwischen den Familien und dem gesamten Team wuchs täglich.
Glücksmomente:
Glücksmomente gab es für mich immer wieder:
- Die strahlenden Augen von meinem Betreuungs-Kind und sein verschmitzter Gesichtsausdruck, wenn er dabei war, mir eine „+2 ziehen – Karte“ hinzulegen oder sein freudiges lautes Lachen, wenn er das Spiel gewann
- zu beobachten, wie mit jedem weiteren Tag die Eltern am „Elterntreff auf den roten Sesseln“ gelöster wurden, sich austauschten, laut lachten und sichtlich Freude empfanden
- die abwechslungsreichen Unternehmungen am Nachmittag, die es mir ermöglichten, zwanglose Gespräche mit Eltern und Teammitgliedern zu führen, bei schönstem Wetter mit Blick auf die Berge oder den Chiemsee die gemeinsame Zeit zu genießen – auch eine Atempause für mich
- das gesellige Beisammensein am Abend
- beseelt zu sein von all den vielen kleinen Highlights wie dem Singen am Lagerfeuer
- ….

Abschied:
Abschied nehmen ist nicht meine Stärke. Für mich war diese Woche eine wundervolle und emotional sehr intensive Zeit, die ich nicht missen möchte. In keinem Moment habe ich meine ehrenamtliche Tätigkeit als „Arbeit“ oder „Job“ empfunden. Was ich erleben durfte, war für mich ein wundervolles Geschenk. Dazu habt ihr, Sophie und Ariane, einen ganz großen Anteil gehabt. Ohne eure gut durchdachte Planung und Organisation, ohne euer empathisches Wesen und ohne eure positive und fröhliche Natur (nicht nur mein Kind konnte laut lachen 😊!) wäre diese Atempause nicht das geworden, was es war. Ich kann nur sagen:
DANKE für diese schöne Zeit.