Wer war Philip Julius

Namensgeber

Wer war Philip Julius?

Philip Julius verdankt seinen Ursprung dem Sohn von Katrin und Jörg Eigendorf. Erfahre mehr über die Geschichte eines außergewöhnlichen Jungen!

Großes Glück in engen Grenzen – wer war Philip Julius?

Die Geschichte von Philip Julius

Lächeln. Das ist eines der wenigen Dinge, die Philip Julius konnte. Viel mehr konnte der Sohn von Katrin und Jörg Eigendorf, rein äußerlich betrachtet, nie. Nicht sehen, nicht sprechen, nichts halten, nichts schreiben, nicht gehen oder alleine essen. Eigentlich nicht einmal bewusst den kleinen Finger heben. Hören, fühlen und, wenn er glücklich war, ein wenig lächeln: Das waren die sichtbaren Maße von Philip Julius‘ Welt. Dabei scheint, als der Junge im Juni 1994 geboren wird, zunächst alles in Ordnung. Erst einige Wochen später wird deutlich, dass etwas nicht stimmt. Messungen der Gehirnströme zeigen Unregelmäßigkeiten. Als Katrin und Jörg Eigendorf erfahren, dass ihr Sohn an einem unheilbaren Krampfleiden erkrankt ist, fühlt es sich an, als würden sie „aus dem Leben katapultiert“. Eine medizinische Diagnose oder einen Hinweis auf mögliche Ursachen gibt es bis heute nicht. Alles, was die Ärzte den Eltern geben können, ist eine Symptombeschreibung und die Erkenntnis, dass die Krampfanfälle die weitere Entwicklung von Philip Julius‘ Gehirns verhindern und er in seinen Bedürfnissen immer wie ein Neugeborenes bleiben wird.

„Dieses komplett aus dem Leben geworfen zu werden, ohne einen Weg zu sehen,
das ist eigentlich das, was ich am Dramatischsten für uns empfunden habe“

Katrin Eigendorf

Das, was Katrin und Jörg Eigendorf in dieser Situation als am schlimmsten erleben, ist die Erfahrung totaler Hilflosigkeit angesichts der Schwerstbehinderung ihres Sohnes. Da gibt es keinen, an den sie sich für konkrete fachliche Unterstützung wenden können, keinen, der ihnen zeigt, was sie jetzt tun können. „Dieses komplett aus dem Leben geworfen zu werden, ohne einen Weg zu sehen, das ist eigentlich das, was ich am Dramatischsten für uns empfunden habe“, sagt Katrin Eigendorf im Rückblick. „Dass wir uns diese einzelnen Schritte wirklich erkämpfen mussten.“

Berufsbedingt verbringen die Eigendorfs die ersten Jahre nach Philip Julius‘ Geburt in Moskau. Dort wird 1995 auch seine Schwester geboren. Die Suche nach medizinischen Lösungen haben Katrin und Jörg Eigendorf inzwischen aufgegeben. Für sie steht jetzt im Fokus, die Lebensqualität ihres Sohnes zu verbessern und ihm alles Glück zu ermöglichen, das in ihrer Macht steht. In Russland ist Philip Julius mit intensiver Krankengymnastik und seiner Patin sowie einem Kindermädchen, die die Betreuung übernehmen, wenn seine Eltern es nicht können, gut versorgt. Mit der Rückkehr nach Deutschland 1999 wird es schwieriger.

Der integrative Kindergarten, der Philip Julius zunächst aufnimmt, ist mit der Versorgung des schwerstbehinderten Jungen deutlich überfordert, die Betreuung zu Hause wird trotz Einstufung als Härtefall nur zum Teil von der Pflegekasse übernommen. Mit der Johann-Peter-Schäfer-Blindenschule in Friedberg findet sich schließlich eine Einrichtung, die den Bedürfnissen von Philip Julius gerecht wird.

„Wer aber das Glück immer nur außen sucht, der wird es in sich nicht finden.
Das hat das Leben mit Dir uns gelehrt.“

Jörg Eigendorf in einem Brief an seinen verstorbenen Sohn

Mit dem Blick auf das Ende der Schulzeit stellte sich die Frage nach einer angemessenen Unterbringung ihres Sohnes für Katrin und Jörg Eigendorf erneut. Dabei ist das Angebot an nachschulischer Betreuung für Menschen wie Philip Julius klein und das, was die Eigendorfs bei ihren Besuchen der Einrichtungen erleben, frustrierend.

Schließlich kommt es jedoch anders. Im Sommer 2011, Philip Julius ist 17 Jahre alt, stirbt er unerwartet an einem Zusammenbruch seines linken Lungenflügels.

In zwei Briefen wendet sich Jörg Eigendorf in bewegenden Worten an seinen Sohn und beschreibt, wie weit das Leben und wie tief das Glück trotz oder gerade mit so engen äußeren Grenzen sein kann.

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Der Abschiedsbrief seines Vaters an Philip

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Der zweite Brief seines Vaters 12 Jahre nach Philips Tod

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Zitate über Philip Julius

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Seine Eltern über das Leben mit Philip

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Der Abschiedsbrief seines Vaters an Philip, gelesen von Schauspieler Jens Hajek

Um etwas zu bewegen, braucht es nicht immer große Taten

„Philip hat in seinem Leben, obwohl er nicht mal einen kleinen Finger heben konnte, mehr bewegt als viele Menschen, die mit all ihrer Kraft und all ihren Sinnen in der Öffentlichkeit auftreten und viel, viel heißen Wind machen, aber im Prinzip nichts bewegen.“

Katrin Eigendorf, Mutter von Philip Julius

Sehr viel Liebe

„Ja, er war eben sehr besonders, weil er einfach ein Wesen war, das, ohne auch nur den Finger heben zu können, bestimmte Menschen in seinen Bann gezogen hat und sehr viel Liebe erzeugt hat.“

Jörg Eigendorf, Vater von Philip Julius

Es gibt Aufgaben, die muss man einfach annehmen

„Ich habe irgendwie von Anfang an gesagt, das ist jetzt meine Aufgabe. Man kann ja innerlich mit sich hadern, kann verzweifeln, man kann mutlos werden, man kann depressiv werden oder man kann eine Aufgabe annehmen. Das ist für mich übrigens auch eine der Lehren mit Philipp gewesen. Es gibt Aufgaben, die muss man einfach annehmen. Punkt. Und man gewinnt nichts dabei, wenn man mit der Aufgabe hadert.“

Jörg Eigendorf, Vater von Philip Julius

Schönheit, die man sonst nicht sieht

„Ja, lieber Philipp, durch dich habe ich das Leben anders leben, sehen gelernt. Ich habe eine andere Perspektive auf dieses Leben bekommen. Ich habe andere Dinge gesehen, die unglaublich schön sein können, die man sonst nicht sieht.“

Jörg Eigendorf, Vater von Philip Julius

Sein Leben war so sinnvoll

„Du hinterlässt einen Raum, den niemand auf dieser Welt wird ausfüllen können. Dein Leben war so sinnvoll. Ich bin davon überzeugt, dass Du mehr auf dieser Welt hinterlässt, als ich, Dein Vater, eines Tages werde hinterlassen können. Deine Liebe konnte man nur spüren, wenn man das Glück hatte, Dich eng zu begleiten. Und ich konnte das Glück nur spüren, wenn ich nah bei Dir war.“

Jörg Eigendorf, Vater von Philip Julius, im Abschiedsbrief an seinen Sohn